Was passiert eigentlich an der Börse?
Die Wall Street ist für viele der Inbegriff der Börse. Doch das erste Börsengebäude der Welt wurde nicht in New York eröffnet, sondern 1613 in Amsterdam. „Geburtshelfer“ waren große Amsterdamer Gewürzhändler, die sich zur „Vereinigten Ostindischen Handels-Kompagnie“ (V.O.C.) zusammengeschlossen hatten. Sie kamen auf die Idee, Anteile ihres Unternehmens über die neue Börse zu verkaufen. Fortan konnten diese Aktien dort gehandelt werden, ohne dass die Gesellschaft Kapital zurückzahlen oder aufnehmen musste.
Zu den wichtigsten Aufgaben einer Börse gehört es demnach, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Ohne Börsen müssten sich Käufer und Verkäufer gegenseitig suchen, finden und über den Preis verhandeln. Der Handel an der Börse erfolgt aber nicht willkürlich, sondern nach Vorschriften. Diese sind im Börsengesetz und in der jeweiligen Börsenordnung geregelt.
Börsen sind wichtige Handelsmärkte für Wertpapiere, Rohstoffe, Derivate, Devisen und andere Werte. Dabei wird zwischen Primär- und Sekundärmarkt unterschieden: Der Primärmarkt (auch Emissionsmarkt genannt) ist der Finanzmarkt für die Erstausgabe von Kapital, das sogenannte Initial Public Offering (IPO). Somit ermöglicht die Börse das Sammeln vieler kleinerer Beträge von Anlegern, die dann der Finanzierung größerer Investitionen der Emittenten dienen. Der Sekundärmarkt (auch als Zweitmarkt bezeichnet) ist der Finanzmarkt zum Handel von bereits emittierten Werten. Dort entscheidet sich, zu welchem Preis beispielsweise BASF-Aktien oder Bundesanleihen notiert werden.
Eine weitere Aufgabe der Börse ist die sogenannte Fristentransformation. Worum handelt es sich hierbei? Unternehmen möchten in der Regel langfristig über das erhaltene Kapital verfügen. Anleger hingegen möchten diese Anteile nach Bedarf jederzeit abstoßen können. Über die Börse ist ein rascher Verkauf möglich, sodass sich unterschiedliche zeitliche Anlagevorstellungen in Einklang bringen lassen.
Damit Anleger wissen, zu welchen Preisen sie Anteile erwerben und veräußern können, werden die an einer Börse getätigten Umsätze und Preise veröffentlicht – zum Beispiel über Zeitungen, Fernsehen und das Internet. Börsennotierte Aktiengesellschaften sind zudem verpflichtet, relevante Informationen, die sich auf den eigenen Aktienkurs auswirken können, unverzüglich zu veröffentlichen.
Inzwischen werden kaum noch Geschäfte direkt und physisch zwischen Käufer und Verkäufer abgewickelt, sondern größtenteils auf elektronischem Weg über Banken und Makler. In Deutschland wird aktuell an sieben Börsenplätzen gehandelt: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart und Frankfurt. Die Main-Metropole kann zwar von der Größe her nicht mit New York mithalten, zählt aber zu den zehn wichtigsten Börsenplätzen der Welt.
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